Intimacy Coordination

Intimacy Coordination

Als ausgebildete und zertifizierte Intimacy Coordinator ist es meine Aufgabe, die Produktion, insbesondere Schauspieler:innen und Regie, bei intimen Szenen zu unterstützen und für eine authentische und mitreißende Darstellung zu sorgen. Dabei sollte vor allem darauf geachtet werden, dass bei der Umsetzung von intimen Szenen die emotionalen, physischen und persönlichen Grenzen und die private Sexualität der Schauspieler:innen geschützt bleiben. 

Die erste Phase, die Planung beginnt im Idealfall recht früh. Ich lese die Bücher und mache eine Risikoeinschätzung der betreffenden Szenen. Darauf folgen mehrere Einzelgespräche mit den verschiedenen Departments der Produktion wie Regie, Cast, Kostüm und Maske. Hier habe ich auch eine wichtige, vermittelnde Funktion. 

Ich erkundige mich bei der Regie nach ihren Visionen und Vorstellungen der betreffenden Szenen, sowie den Kameraauflösungen, sofern sie feststehen. Danach spreche ich mit den Schauspieler:innen und fühle schon mal vor, wie es ihnen mit den Szenen geht und auf welchem Wissenstand sie sind. Mit Kostüm spreche ich mich ab, ob die notwendigen Intimbedeckungen („Modesty Garments“) da sind.
In der zweiten Phase gibt es Proben mit den Schauspieler:innen. Nachdem die Schauspieler:innen ihre persönlichen Grenzen anhand von Übungen aufgezeigt haben, besprechen und choreografieren wir die intimen Szenen.

In der dritten Phase betreue ich die besagten Szenen am Set. Die intimen Szenen werden in einem sogenannten Closed Set umgesetzt. Ich verfolge auch die korrekte Einhaltung des Closed Set.

Das wären mal grob die einzelnen Arbeitsphasen. 

Narrative

Mich interessiert auch der kreative Anteil daran, die Frage wie wir wirklich eine bewegende und authentische Intimität darstellen und erzählen können, wie diese Szenen ein Teil des kreativen Prozesses bleiben und nicht als etwas Gesondertes gesehen und ausgeklammert werden und auch, wie sie die Narrative beeinflussen können.

Ganzheitlicher Ansatz

Schauspieler:innen gehen oft an ihre Grenzen um schauspielerisch neues zu erleben, ihr Spiel zu verfeinern, zu vertiefen und mutige Angebote zu machen. Und hier kommt die ganzheitliche Arbeit ins Spiel, denn wie kann ich das machen und dabei psychisch und physisch gesund bleiben. Der respektvolle Umgang und die Arbeitsweise miteinander fördert die Eigenverantwortung und Selbstachtung. Daher brauchen wir einen dringenden Kulturwandel in unserer Branche und in den Ausbildungsstätten. Niemand muss gebrochen werden, um zu Spielen! Niemand muss leiden, um ein/e Künstler:in zu sein! Diesen Gedanken kann ich nur mit dem ganzheitlichen Ansatz und mit den richtigen Arbeitsbedingungen verfolgen. 

Ausbildung / Zertifizierung

2022 Teilnahme an der ersten deutschsprachigen Weiterbildung zur Intimacy Coordinator. Konzipiert wurde die Ausbildung von culture change hub in Kooperation mit dem Bundesverband Schauspiel BFFS. Trainings u.a. bei TIE USA (Theatrical Intimacy Education) mit Laura Rikard, Kim Shively und Chelsea Pace.